Die wahre Geschichte

Aus:
Traxler, Hans: Die Wahrheit über Hänsel und Gretel. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1992

Der Dokumentarbericht erzählt von den aufregenden Entdeckungen im Zusammenhang mit dem vermeintlichen Märchen von "Hänsel und Gretel". Tatsächlich handelt es sich um einen Kriminalfall des 17. Jahrhunderts. Das Opfer: die Lebkuchenbäckerin Katharina Schrader, die in einem Haus auf dem Engelesberg im Spessart lebte und von einem Konkurrenten als Hexe verleumdet wurde.

Ein kurzer Ausschnitt aus dem erwähnten Buch gibt Aufschluss über die Zusammenhänge:

Sie wurde 1618 als 7. Kind eines Köhlers zu Wernigerode am Harz geboren und trat mit 16 Jahren in den Dienst des Abtes zu Quedlinburg, wo sie bis 1638 in der Küche beschäftigt war.

Die nächste Aufzeichnung berichtet bereits davon, daß sie auf den Märkten und Messen Süddeutschlands Lebkuchen feilbot. Die Erfindung des Lebkuchens dürfte also in der Quedlinburger Abtei erfolgt sein. Wahrscheinlich erhielt sie [Katharina Schrader] Anregungen von einem türkischen Patissier [Konditor], dessen Wirken am Quedlinburger Hof um diese Zeit urkundlich belegt ist.

Eines Tages hatte Katharina ihren Stand auf dem Nürnberger Marktplatz unweit des Schönen Brunnens aufgeschlagen. Dort begegnete ihr der herzogliche Hofbäcker und machte ihr einen Heiratsantrag. Katharina wies ihn zurück, wahrscheinlich weil sie seinen Hintersinn durchschaut hatte: Es ging ihm um das Geheimnis der Herstellung der damals schon weitgerühmten Leb-Kuchen, welches eine hübsche Mitgift bedeutet hätte.

Nun war der Bäcker, er hieß Hans Metzler, ein hartnäckiger Freier. Katharina mußte sich seinem fortgesetzten Drängen bald durch Flucht entziehen. Auch in Wernigerode fand sie keine Ruhe vor ihm, so daß sie ihren dortigen Haushalt auflöste und über Nacht verschwand. Nur ihr Backgerät nahm sie mit. Das war Anfang 1647.

Sie zog in das einsam gelegene Haus am Engelesberg im Spessart, das später als Hexenhaus literarischen Weltruhm erlangen sollte. Sie kaufte das kleine Fachwerkhaus, das lange leergestanden hatte, ließ es renovieren und für ihre Zwecke umbauen; vor allem ließ sie die vier Backöfen neu errichten. [...]

Dem Historiker Ossegg gelang es, im Keller des Lorscher Klosters Lieferantenrechnungen aufzufinden, aus denen hervorgeht, daß die Erzeugnisse der "Bakkerhexe" an den Höfen und Abteien zwischen Fulda und Mainz sehr geschätzt, ja berühmt waren. Dieser neuerliche Ruhm erweckte den Neid des Nürnberger Hofbäckers. Er zeigte Katharina beim Gelnhäuser Stadtschultheissen als Hexe an.
Aus: Traxler, Hans: Die Wahrheit über Hänsel und Gretel. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1992, Seite 73f.

Wie wir heute wissen, musste Katharina Schrader, die auch trotz der Folter standhaft blieb, freigelassen werden. Als ihr Konkurrent Hans Metzler seinen Racheplan vereitelt sah, entschloss er sich - offensichtlich gemeinsam mit seiner Schwester Grete - zum Mord. Das "Hexenhaus" am Engelsberg wurde 1962 ausgegraben. Man fand ein Frauenskelett in einem der Backöfen; man entdeckte Lebkuchenreste und - das Rezept, das Hans und Grete Metzler nach der Tat vergeblich gesucht hatten.
Belleeer - 22. Nov, 11:46

Hoi...

das sind aber nun mal wieder interessante Infos... immer unterwegs in Sachen Geschichte ;-) ja, ja, die Katharinas (die Reinen) dieser Welt, haben es nicht einfach...

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